Flyer Deckblatt zur Brandtagung – nach 100 Jahren Brand des Goetheanum

Die vorvergangene Tagung trägt den Titel: „Brandtagung – nach 100 Jahren Brand des Goetheanum“. Sie fand vom 28.12.2022 bis zum 02.01.2023 in der Christengemeinschaft Stuttgart-Mitte und dem Rudolf-Steiner-Haus Stuttgart statt.

Brandtagung

Die Welt brennt!

Dies wird wohl jeder bestätigt finden, der nur einen flüchtigen Blick auf die Geschehnisse unserer Zeit wirft. Die äußeren Brände sind zahlreich und vielfältig, genauso wie die inneren Brände in den Seelen der Menschen.

Die 100. Jährung des Brandes des ersten Goetheanums wollten wir zum Anlass nehmen, um uns miteinander vier volle Tage Zeit zu nehmen.

Zeit, um gemeinsam zu erforschen, wie wir das innere Verbrennen wandeln können zu einem schöpferisch-tätigen Brennen für das wirklich Neue, das durch unsere Individualität in die Welt gestellt werden will und soll.

Wir haben gemeinsam geschwiegen, wir waren gemeinsam künstlerisch tätig, wir haben gemeinsam gedacht, geforscht und geübt. Wir haben gemeinsam zugehört und wir haben gemeinsam gelacht. Wir sind miteinander und aneinander in die Wärme eingetaucht, die uns das Brennen ertragen lässt. Und wir haben die Früchte unseres Tuns gemeinsam an den Altar getragen.

Wir luden Sie ein zu einer Tagung, auf der wir den Versuch wagen mochten, den Weg zum Brand, den Brand selbst, und alles was sich daraus ergibt gemeinsam nachzuempfinden.

Vielleicht gelingt es uns dadurch, wach zu werden für heutige Notwendigkeiten, um auf schöpferische Art und Weise gegenwärtige Brände in Zukunftsfeuer zu verwandeln.


Brandtagung. Brand-Tagung erstes Goetheanum.
Das Goetheanum, die Flamme, die Asche, der Mensch in seiner Zuwendungsfähigkeit – Ausgangsmotive für unsere Gestaltung der Brandtagung.

Tagesmotive

Im Folgenden sind die Motive des Tagungsthemas aufgeführt, die uns durch unser Zusammensein leiteten. Das Tagungsprogramm stellte einen Erlebensprozess in den Mittelpunkt; die einzelnen Tage bauten aufeinander auf.

Schutz durch Ich–Gegenwart (Donnerstag)

Heute ist jeder Einzelne dazu aufgerufen, aus seinem Ich heraus tätig zu werden.

Inwiefern hängt unsere innere Entwicklung mit der äußeren Entwicklung zusammen und welche Verantwortung kommt dabei jedem Einzelnen zu?

Welchen Unterschied macht es, wenn ich mit meinem Ich ganz gegenwärtig bin? Können wir dabei Schutzqualitäten erleben und wenn ja, wie können sie unsere Gegenwart verändern?

Dies alles begegnet uns auf dem Weg zu der Kernfrage, was den Brand des ersten Goetheanums (Johannisbau) überhaupt möglich gemacht hat.

Das Wesen erscheint (Freitag)

Das Goetheanum muss von solch einer vollendeten Schönheit gewesen sein, dass es Besuchern unabhängig von ihren Vorkenntnissen möglich gewesen sein soll, einen Einblick in die Weltzusammenhänge zu erahnen.

Wir wollen den Versuch wagen, uns den Bau so vor die Seele zu stellen, dass wir eine Idee jener Kräften entwickeln können, die seine plastisch-physische Existenz mitermöglicht haben.

Vielleicht gelingt uns auch eine innere Begegnung mit dem Wesen des Goetheanums.

Schicksal wird unerbittlich (Samstag)

Aufzuwachen an einem eigenen Versäumnis ist vielleicht das schmerzhafteste, was ein Mensch erfahren kann. Insbesondere dann, wenn sich eine Katastrophe anbahnt, nicht mehr abgewendet werden kann.

Die Qualität der Unerbittlichkeit des Schicksals kann an dem folgenden Bild ersichtlich und erlebbar werden:

Ein ins Wasser gestoßen Felsblock, der unweigerlich sinkt und sinkt und durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten ist, auf seinem Weg zum Grund.

Gemeinsam möchten wir versuchen nach- und mitzuerleben wie Schicksal unerbittlich wurde in jener Silvesternacht 1922.

Liebe auf den Grund des Leides stellen (Sonntag)

Der Felsblock trifft auf Grund. Tiefer geht es nicht mehr. Was hält nun, wenn äußerlich nichts mehr hält, wenn die Früchte friedenststiftender gemeinsamer Arbeit von vielen tausend Menschen in Schutt und Asche liegen?

Was braucht es für Qualitäten, damit aus einer leidvollen Zerstörung eine Entwicklungschance wird?

Können wir helfen, indem wir gemeinsam versuchen Liebe auf den Grund des Leides zu stellen?


Vorbereitungsgruppe

Die Tagung richtete sich an Jung und Alt gleichermaßen. Etwa ein Drittel der Teilnehmer war unter 30 Jahren alt, die weiteren 50 bis 90 Jahre jung.

Vorbereitet wurde die Brandtagung von einer Gruppe innerlich junger Erwachsener: Anna-Lucia Forck, Alexandra Handwerk, Carlotta Brissa, Christoph Handwerk, Johann Schmiedehausen, Julia, Merit Brinks und Vicke von Behr.

Das Fundament
Sei wahr und wirf ihn weit zurück
Den Schleier über deinen Blick
Und sieh’ dich wie einen andern an
Und benenn’ es alles, was du getan!
Die Wahrheit ist ein scharfes Schwert,
Das mitten in die Seele fährt.
Der Zauber weicht, es flieht der Schein,
Die Luftgebäude stürzen ein.
Und wenn der Staub verronnen ist,
So nimm dich selber wie du bist.
Dann baue wieder und bau’ zu End’
Auf dies bescheidene Fundament

Conrad Ferdinand Meyer